Die Beurteilung einer Lautsprecherbox ist nur in Zusammenhang mit dem Raum, in dem sie spielen soll, zu sehen. Soll an einem Hörplatz ein bestimmter Schalldruck erzeugt werden, hängt die dafür erforderliche akustische Ausgangsleistung des Lautsprechers u.a. vom Hörraumvolumen und -bedämpfung ab, da sich zunächst der Schalldruck im Raum gleichmäßig verteilt (das Problem der Raumresonanzen und Reflexionen einmal außen vor gelassen).

In einem großen Raum wird sich ein kleiner Lautsprecher sehr viel mehr anstrengen müssen (und auch entsprechend klingen) als ein großer Lautsprecher mit seinen meist größeren Membranflächen. Andererseits kann ein großer Lautsprecher einen kleinen Raum hoffnungslos "überladen", d.h. die in diesen Raum hineingepumpte akustische Energie ist so groß, daß sie nicht schnell genug abgebaut werden kann.
Ein von Raumresonanzen und Reflexionen überlagertes "dichtes" Klangbild ist die Folge.

Das nächste Problem sind die räumlichen Abmessungen der Lautsprecherbox.
Jeder Lautsprecher klingt als Schallquelle so, wie er aussieht. Das hört sich überpointiert an, hat aber einen wahren Kern.
Jede Lautsprecherbox steht sich, was die Schallabstrahlung im Raum betrifft, quasi "selbst im Weg". Das akustische Ideal ist eine "atmende Kugel" mit minimalen geometrischen Abmessungen.
Diese Forderung gilt natürlich hauptsächlich für das Freifeld oder wenigstens reflexionsarme Räume, aber auch im Heimbereich hat ein Lautsprecher mit kleinen Abmessungen und strömungsgünstigen Kanten in einem kleinem Raum unbestreitbare Vorteile in Sachen Abstrahlung und Räumlichkeit.
Man kann sich vorstellen, daß ein Lautsprecher, der im Windkanal eine gute Figur macht, auch im Heimbereich das Zeug zum Wohlklang hat.

Große Lautsprecher in kleinen Räumen haben noch ein weiteres Problem. Eine akustische Addition der Abstrahlungen der Einzelchassis findet aufgrund der geometrischen Abmessungen der Chassis erst in einem gewissem Abstand statt.

Durch eine schräge Frontwand läßt sich dieser Abstand zwar manchmal verringern (hängt u.a. auch von der Frequenzweichenschaltung ab), aber das Problem bleibt im Grunde bestehen.

Kleine Lautsprecherboxen in großen Räumen haben andere Probleme. Wegen ihrer kleinen Membranflächen müssen die Chassis große Hübe machen und verlassen so schnell einmal ihren optimalen Arbeitspunkt. Verzerrung und Dynamikkompression sind die Folge.

Auf der anderen Seite wird hierfür sehr viel elektrische Leistung gebraucht.
Wenn man bedenkt, daß aufgrund des schlechten Wirkungsgrads von Lautsprechern (bei in dieser Hinsicht sehr guten Lautsprechern werden trotzdem noch über 98% der elektrischen Leistung in Wärme umgewandelt) eigentlich sehr leistungskräftige Verstärker vonnöten sind, die aber wegen der verhältnismäßig niedrigen Belastbarkeit der Lautsprecher doch wieder nicht zum Zuge kommen können, kann man das Dilemma bei dieser Kombination ermessen.

Ein ganz anderes Problem ist hierbei der durch Erwärmung der Schwingspule bedingte deutlich erhöhte Widerstand, der sich als Strombremse und Fehlanpassung an die Frequenzweiche unangenehm bemerkbar macht.

Ein kleiner Lautsprecher kann daher einen "großen" Lautsprecher potentiell in einem kleinem Raum in Grund und Boden spielen - und umgekehrt.

Manchmal ist weniger mehr.